Auszüge (vollständiger Text hier unten zum Herunterladen ):
Waldbrunn, im sogenannten „Hohen Odenwald“, hat national geschützte Biotope sowie unionsrechtlich geschützte Lebensraumtypen, Pflanzen- und Tier-Arten, insbesondere um den Katzenbuckel und die Fließgewässer herum. Unter anderen wurde die Europäische Wildkatze hier im Odenwald wieder heimisch. Als FFH-Art steht sie der geplanten Mountainbike-Streckenerweiterung entgegen, sie gilt als sehr störungsempfindlich und in ihrem Bestand weiterhin stark gefährdet, wie zahlreiche weitere geschützte Tierarten.
Zudem gehört dieser Teil des badischen Odenwaldes zu einem behördlich bekannten faktischen Vogelschutzgebiet (für Schwarzstorch, Wespenbussard und andere streng geschützte Arten nach Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie). In diesem besteht ein absolutes Verschlechterungsverbot nach nationalem Recht und nach Unions-Recht. Hier ist eine Verträglichkeitsprüfung nach der EU-Vogelschutzrichtlinie (V-RL) notwendig. Die geplante MTB-Streckenerweiterung führt durch ein höchst vulnerables Gebiet……
Waldbrunn und seine nähere Umgebung sind Luftkurort und Erholungsgebiet. Die mit Abstand meisten Besucher sind Ruhe und Erholung suchende Menschen, d.h. Spaziergänger und Wanderer, viele ältere Menschen, aber auch Familien mit Kindern…….
Auf der bisherigen, seit 2005 bestehenden 15 km langen und bisher tolerierten Mountainbike-Strecke in Waldbrunn sind am Wochenende einige einheimische Fahrer unterwegs. Mit den geplanten weiteren Single-Trails werden es am Wochenende jedoch Hunderte sein. Das weiß man aus den Erfahrungen mit ähnlichen MTB-Strecken. Die Erholungsfunktion ist dann massiv beeinträchtigt. Spaziergänger und Wanderer können nicht mehr unbehelligt und erholsam unterwegs sein. Oft erschrecken gerade ältere Leute, Familien mit kleinen Kindern oder Hunde durch plötzlich von hinten heranrasende Biker.
Durch die neu geplante Rundstrecke von weiteren 29 Kilometern Länge, davon 97% durch den Gemeindewald Waldbrunn besteht ein hohes Risiko, dass sich zusätzlich zu den dann legalen Trails, viele illegale Trails etablieren werden. Man kann jetzt schon auf MTB-Apps, wie zum Beispiel komoot.de beobachten, wo illegale Strecken durch Natura 2000 Gebiete oder Naturschutzgebiete führen und andere Biker zur Fahrt animieren. Mit dieser Problematik hat man jedenfalls in Stuttgart, Heidelberg und Eberbach zu kämpfen. In den letzten Jahren hat man die bisherige 15-km Strecke und selbst die illegal befahrenen Trails in Waldbrunn toleriert, um ein gutes Miteinander nicht zu gefährden. Wir werden diese auch weiterhin als Kompromiss akzeptieren, jedoch keinen Massentourismus hinnehmen….
Das Risiko von Unfällen und Verletzungen ist hoch, besonders auf den steileren Trails. Die Gemeinde/Stadt ist in Haftungspflicht! Für Krankenwagen, Notarztwagen oder Feuerwehr kann die Zufahrt in Waldgebiete schwierig sein. Da Biker kein Kennzeichen haben, können sie unbemerkt entkommen, sei es unabsichtlich oder als Fahrerflucht. Daher müsste eine Gemeinde/Stadt auf eigene Kosten eine feste, ganzjährige Arbeitsstelle zur Überwachung, vor allem an Wochenenden einrichten…..
Nicht nur für den Naturschutz, sondern auch für Forst und Jagd haben die MTB-Strecken nachweislich katastrophale Folgen. Man sollte sich darüber bei den jeweiligen Förstern und Jagdpächtern bzw. der Unteren Forstbehörde informieren. Der Schaden, den Mountainbike-Trails an der Natur anrichten, ist immens. Dies ist Behörden und Organisationen bekannt: getötete Tiere, aufgescheuchte und u.U. vergrämte Vögel in Brut- und Aufzucht-Zeit, offen liegende Baumwurzeln, tiefe Hohlrinnen oder schon tiefere Gräben und dadurch entstandene Bodenerosion mit Wasserläufen auf den Trails, die dann mit Geröll und Schotter aufgefüllt werden müssen…..
Wir beklagen die Zerstörung der Natur, den Biodiversitätsverlust; viele leiden an Stress und brauchen die Natur zur Erholung. Die Forschung spricht nicht umsonst schon von einem „Naturentfremdungs-Syndrom“. Gemäß unseres Vereinszwecks und der Anerkennung nach UmwRG als Umweltvereinigung sehen wir es als eine unserer Aufgaben, uns für den Erhalt der noch naturnahen Umgebung in und um Waldbrunn für geschützte Biotope, Tiere und Pflanzen, wie auch für die Erholungsfunktion der Wälder und Landschaften einzusetzen. Wege zu einer Rückverbindung mit der Natur, v.a. für Kinder und Jugendliche, sind notwendig, sehen aber unseres Erachtens anders aus, als durch Wälder und Biotope zu rasen. Hier gibt es durchaus schon bewährte, nachahmenswerte Konzepte, auch wenn sie bisher im Gegensatz zu MTB-Verbänden wenig Lobby haben. Wir werden daher unsere Möglichkeiten nutzen, um ein „Bikeländ BackCountry“ in Waldbrunn zu verhindern.
Eingestellt am 09.02.2025 von Dr. Dorothea Fuckert