Artenschutz

Aktuelle Studie der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg 2015 – 2020

Der Odenwald, speziell das Gebiet des beantragten Windparks Waldbrunn im Markgrafenwald, stellt eines der zwei größten Vorkommen in Baden-Württemberg dar. Der Schwarzstorch ist die maßgebliche EU-geschützte und Windkraft-sensible Vogelart in dieser Lebensraum-Situation, auch wenn Baden-Württemberg und Hessen ihn nicht mehr als Windkraft-relevant darstellen wollen. Er ist nach wie vor eine streng geschützte Vogelart der Anhang I-Arten gemäß der geltenden EU-Vogelschutzrichtlinie.

Hier kann die Studie eingesehen und heruntergeladen werden:

https://www.hoher-odenwald.de/wp-content/uploads/2024/01/OrnJh2022_Handschuh_Schwarzstorch-1.pdf

(Seite erstellt von Vorstand Dr. D. Fuckert, 14.01.2024)

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Der aktuelle nationale Bericht zu FFH- und Vogelschutzrichtlinien dokumentiert, 39 % der Lebensräume (Fauna-Flora-Habitate) seien in einem unzureichenden und 31 % in einem schlechten Zustand. Bei den Binnengewässern der kontinentalen Region, also Fließ- und Stillgewässer, seien über 90 % in einem unzureichenden oder gar schlechten Erhaltungszustand, bei den Wäldern gilt dies für knapp 80 %. Ähnlich alarmierend ist das Ergebnis bei der Vogelschutzrichtlinie: Ein Drittel der Arten weist einen abnehmenden Bestandstrend auf. (vgl. Bundesamt für Naturschutz 2014)

Lebensräume wie die Wald-Bach-Ökosysteme oder das Offenland des Mittelgebirges Odenwald – weiträumige Wälder im vielfältigen Mosaik mit Wiesen, Weiden, Ackerflächen und Bachauen bis hin zu den Berghängen der Flusstäler – schaffen wertvolle Habitate für etliche Arten, die an genau jene Lebensräume angepasst sind und diese zum Überleben benötigen. Das Artenvorkommen der Region erzeugt spezifische Wechselbeziehungen und schützenswerte Nahrungsketten im Tier- und Pflanzenreich.

Der Odenwald mit seinen Naturpark-Schutzkulissen ist, wie auch andere Mittelgebirgsräume, als „Gesamtökosystem“ zu betrachten und zu bewahren. Zerschneidungen und Fragmentierungen sind zu vermeiden, um die Lebensräume für Wildtiere in diesem komplexen Schutzgebiet in einem ökologisch hochwertigen Zustand zu erhalten. Dabei endet die Biosphäre natürlich keineswegs über der Landoberfläche, sondern muss den bodennahen Luftraum, den etliche Vogel- und Fledermausarten nutzen, mit einbeziehen.

 

Die Artenvielfalt des Odenwaldes scheint zwar durch zahlreiche Schutzkategorien gesichert – Naturpark, Natura 2000 mit FFH- und Vogelschutzgebieten, Landschaftsschutzgebiete -, doch der Schutzstatus all dieser Flächen wird derzeit im Zuge naturferner Windenergie-Ausbaupläne ad absurdum geführt, indem großindustrielle Bauwerke an etlichen „Standorten“ mitten in diese Schutzgebiete hineinstoßen und die Biosphäre zersplittern. Rasant drehende Rotoren erzeugen – fachlich gut belegt – Tötungsrisiken insbesondere für Greifvögel wie Rotmilan, Mäusebussard und viele mehr, für die versteckt lebenden Schwarzstörche und ebenso für etliche Fledermausarten. Beeinträchtigungen und Verschlechterungen der ökologischen Ausstattung von Lebensräumen sowie – bei manchen Arten – Scheuchwirkung und Störungen gehen ebenfalls damit einher.

Unser gemeinnütziger Verein Initiative Hoher Odenwald (IHO) e.V. wendet sich gegen eine solche Form der Zerstückelung und Zerstörung von Gesamtökosystemen im Zuge einer fehlgeleiteten „Energiewende“, die Naturräume schwächt statt sie zu stärken. Vielmehr muss gerade in sensiblen Lebensräumen auf einen „ökosystembasierten Klimaschutz“ geachtet werden und energiewirtschaftliche Bauprojekte dürfen nicht auf Kosten von Natur und Artenvielfalt realisiert werden.

Als naturethische Grundlage unserer Arbeit plädieren wir für einen „Eigenwert der Natur“, der nur in einem gesunden Mensch-Mitwelt-Konzept“ zukunftsfähig verwirklicht werden kann. Aus der „Nutzer“-Perspektive des Menschen kommt unserer natürlichen Mitwelt zudem eine grundlegende, nicht zu unterschätzende Bedeutung unter dem Aspekt von „Ökosystemleistungen“ zu, die unsere Lebensweise auch wirtschaftlich sichert und die es zu bewahren und zu stärken gilt.

 

Einen räumlichen Fokus richten wir seit 2012/2013 auf das Wald-Bach-Ökosystem Markgrafenwald-Reisenbach-Höllbach unweit des höchsten Odenwaldbergs Katzenbuckel, wo durch unser arbeits- und kostenintensives, naturschutzfachlich und umweltrechtlich hochwertiges und mehrjähriges unentgeltliches Engagement zwölf 200 m hohe Windenergieanlagen verhindert werden können und dadurch ein essenzieller Lebensraum bewahrt bleiben kann.

In diesem Untersuchungsgebiet konnten wir mit unserer Naturschutzvereinsarbeit in den Jahren 2013/2014 eine lokale Schwarzstorch-Population – neben vielen weiteren geschützten Arten – in enger Kooperation mit dem in der Fachwelt hochgeschätzten Schwarzstorch- und Greifvogel-Experten Carsten Rohde belegen.

Seit 2013 entwickelt die Initiative Hoher Odenwald e.V. als einen ihrer Arbeitsschwerpunkte in Kooperation mit verschiedenen Akteuren ein Schwarzstorch-Artenschutzprojekt mit dem Kerngebiet im genannten Wald-Bach-Ökosystem. Der Schwarzstorch steht als Symbol für das Gesamtökosystem im „Hohen Odenwald“, das es zu erhalten gilt. – Ein weiteres Augenmerk gilt dem Vorkommen des „Odenwald-Luchses“, der bisher nur punktuell nachweisbar ist und an dessen Revier das betreffende Gebiet Anteil hat (Nachweise: Rufe während der Ranzzeit u.a.).

 

Unsere bürgerschaftliche Vereinsarbeit betrifft allerdings auch umliegende Regionen, so konnte die IHO beispielsweise für einen zunächst projektierten Windenergie-Standort nahe dem südhessischen Eduardsthal ebenfalls Schwarzstorch-Vorkommen dokumentieren oder u.a. in den badischen und hessischen Landkreisen Neckar-Odenwald-Kreis, Rhein-Neckar-Kreis, Kreis Bergstraße, Odenwaldkreis, Landkreis Heilbronn u.a. beratend wirken (beratende Aktivitäten bspw.: Eberbach,  Hardheim, Hüffenhardt, Wald-Michelbach, Hirschberg, Michelstadt-Vielbrunn, Sensbachtal u.a.).

Durch Kooperationen mit der „Schutzgemeinschaft Odenwald“, mit dem „Verein Gesundheit und Naturschutz Südlicher Odenwald e.V.“ oder auch mit vielen badischen und hessischen NABU-Mitgliedern sowie durch Vorträge und Beteiligung an Podiumsgesprächen bspw. in Heidelberg, in Beerfelden usw. wirkt die IHO seit 2013 im regionalen und länderübergreifenden Natur- und Umweltschutz engagiert und auf hohem fachlichen Level.

Überregional vernetzt mit weiteren Organisationen – bspw. mit dem Landesverband Baden-Württemberg http://lvbw-wka.de/, mit der Naturschutzinitiative http://naturschutz-initiative.de/ u.a. – oder beratend – bspw. mit Ansprechpartnern im Saarland, in Nordrhein-Westfalen u.a. – ist die IHO darüber hinaus in verschiedenen Bundesländern aktiv.

   Autor: Michael Hahl M.A., Geograph

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Schwarzstorch-Artenschutzprojekt „Hoher Odenwald“

Weitere Informationen zum Schwarzstorch-Artenschutzprojekt der IHO folgen in Kürze!

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Gutachten u. Publikationen zum Themenfeld Artenschutz und Ökologie (im Auftrag oder aus den Reihen der IHO):

HAHL, M. (2013): „Schwarzstorchland Markgrafenwald“: Lebensraum, Nahrungshabitat, Brutwald. Standortproblematik für Windkraftanlagen unter natur- und artenschutzrechtlichen Aspekten in Bezug auf ein dokumentiertes Nahrungshabitat und signifikant belegbares Bruthabitat des Schwarzstorchs im Gebiet Markgrafenwald, Augstel, Reisenbach- und Höllbachtal. 18 S. (unveröffentlicht)

ROHDE, C. (2014): Saisonales Raumnutzungsmuster von Schwarzstorch (Ciconia nigra) und Wespenbussard (Pernis apivorus) im Markgrafenwald (Odenwald). Untersuchungen im Windparkplanungsgebiet „Markgrafenwald“ (Odenwald). Gutachten der CINIGRA, August 2014, i.A. der Initiative Hoher Odenwald e.V. 26 S. (unveröffentlicht)

MAMMEN, U. (2014): Gutachterliche Stellungnahme zum Artenschutzkonflikt beim Vorhaben „Windpark Markgrafenwald“, i.A. d. IHO. ÖKOTOP – Büro für angewandte Landschaftsökologie GbR. 2 S. (unveröffentlicht)

HAHL, M. (2014): Problematik einer schematisierenden Rotmilan-Kartierung ohne Berücksichtigung dynamischer und ethoökologischer Raummuster. Stellungnahme zu den „Ergebnissen der Kartierungen von Rotmilan-Brutvorkommen aus den Jahren 2011–2014“, vorgelegt von der LUBW zum 04. Dezember 2014. 9 S.

Rotmilan 6520NO HAHL1214 – Titelzeile

HAHL, M. (mit ROHDE, C.) (2015): Der Markgrafenwald-Höllbach-Reisenbach-Komplex. Artenreiches Wald-Bach-Ökosystem sowie Dichtezentrum und maßgeblicher Funktionsraum für regionale Schwarzstorch- und Wespenbussard-Populationen. Zentrale Ergebnisse der avifaunistischen Kartierungen und Raumnutzungsanalysen 2014 und 2015 im Gebiet des Vorhabens „Windpark Markgrafenwald“ durch Carsten Rohde, Büro CINIGRA. 13 S.

Sst Wb Hahl-Rohde-signiert 0715kl

HAHL, M. (2015): Artenschutz und Windenergie: Grenzen der Ausnahmeregelung. Beurteilung von kompensatorischen Maßnahmen für Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie – aufgezeigt an einem Fallbeispiel im Odenwald. In: Naturschutz und Landschaftsplanung. Zeitschrift für angewandte Ökologie (48). S.353-360

Artenschutz und Windenergie Hahl NuL 11 2015

ROHDE, C. (2016): Schwarzstorch-Raumnutzungsanalyse (Stichprobe 2016), i.A. d. IHO (unveröffentlicht)

HAHL, M. (2016): Bergstraße-Odenwald: UNESCO Global Geopark mit Zukunft. Modellregion für Kulturlandschaftspflege und ökosystembasierten Klimaschutz. (…) Darin: Der Odenwald als Gesamtökosystem von europäischem Rang: Beachtung der Vogelschutzrichtlinie sowie der stringent nach EU-Artenschutzrecht zu bestimmenden Vogelschutzgebietsgrenzen. 3 S.

Geopark Modellregion HAHL-proreg-0516A

HAHL, M. (2016): Stellungnahme zum artenschutzrechtlichen Konfliktpotenzial durch forstwirtschaftlichen Eingriff in einem Waldgebiet mit gutachterlich nachgewiesener Mopsfledermaus-Population (Barbastella barbastellus) zur Zeit der Wochenstuben bei Vielbrunn/Bremhof (Odenwaldkreis). I.A.d. AG Fledermausschutz Odenwaldkreis. 10 S. (unveröffentlicht)

u.a.

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Stellungnahmen

Bausteine zum Artenschutz in verschiedenen IHO-Stellungnahmen (Managementplan FFH-Gebiet Odenwald-Eberbach; Teil-Regionalplan Windenergie des Verbands Region Rhein-Neckar; Stellungnahmen  der Kanzlei Baumann-Rechtsanwälte in Koop. mit u. im Auftrag d. IHO usw.)

IHO-Stellungnahme zum Managementplan FFH-Gebiet Odenwald-Eberbach (2014)

Stellungnahme FFH Odw Eberb Managementplan_ IHO0514

IHO-Stellungnahme zum Teil-Regionalplan Windenergie des Verbands Region Rhein-Neckar (2016)

Stellungn RegPlan IHO-Naturschutz-Initiative 090516

Unsere im Juni 2016 eingereichte 99-seitige IHO-Stellungnahme der Kanzlei Baumann Rechtsanwälte ist nicht öffentlich einsehbar.